Zeit für eine Fragerunde! Schon vor einiger Zeit gab`s hier so etwas: eine Interviewreihe, in der ich die häufigsten Fragen an eine freie Traurednerin beantwortet habe. Schaut gerne noch einmal rein in den Film. Da ging es erst einmal um ganz Grundlegendes: Wie wird man Traurednerin; wie sieht ein Tag bei Dir aus; wie entsteht eine Traurede usw.?
Diesmal gibt es ein paar Fragen, die ein bisschen besonders sind, die natürlich auch zum Teil ganz konkret mit den letzten 2 Jahren Corona zu tun hatten, aber die auch andere Seiten des gesamten Hochzeitsbusiness beleuchten. Generell freue ich mich, dass ich oft so interessierten lieben Menschen und Brautpaaren gegenüber sitze, die mir diese Fragen entgegenbringen. Deshalb habe ich wieder aufmerksam zugehört, die meist gestellten gesammelt und will sie im Folgenden beantworten:
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ToggleNatürlich ist das eine Frage, die generell interessant ist. Aber gerade seit Corona bekomme ich diese Frage viel öfter gestellt. Wir alle wissen, das kann ganz schnell gehen derzeit. Die Zahlen für Corona sind immer noch hoch und nicht nur mich, auch euch als Brautpaar oder Gäste kann es ganz kurz vorher treffen.
Dagegen ist man leider nicht gefeit, egal, wie viele gute Pläne man gemacht hat. Und natürlich hatten wir den Fall auch gerade in letzter Zeit öfter unter den Kolleginnen. Zum Glück bin ich mit vielen Traurednerinnen aus der Branche gut vernetzt und wir springen zur Not auch kurzfristig füreinander ein. Allen voran tritt natürlich meine Schwester Anne-Brit für mich ein, mit der ich damals in das Hochzeitsbusiness eingestiegen bin und mit der zusammen ich viele freie Trauungen gestaltet habe. Sollte aber das Brautpaar selbst Corona bekommen, ist natürlich guter Rat teuer bzw. muss dann wahrscheinlich alles kurzfristig verschoben werden.
Dabei gilt wie auch in den letzten 2 Jahren: Ich bin an der Seite meiner Paare und versuche selbst immer alles, um flexibel zu bleiben und mitzugehen mit einer Verschiebung. Bislang hat noch immer alles geklappt!
Corona hat Euch in der Hochzeitsbranche doch sicher auch ganz schöne Schwierigkeiten bereitet?
Das kann man wohl sagen!!! Als es 2020 los ging und alle möglichen Events, darunter natürlich auch ganz viele Hochzeiten, abgesagt und verschoben werden mussten, war mir schon klar: Diese finanziellen Verluste würden einen langen Rattenschwanz haben und sich auf mindestens 2 Jahre auswirken. Denn nicht nur, dass die meisten von uns in 2020 extreme Verluste hatten, wir haben auch meist alle auf Kulanz mehr als die Hälfte unserer Trauungen auf das Jahr 2021 verschoben.
Das bedeutete, man konnte auch im Folgejahr nur ca. die Hälfte neue Jobs annehmen. Dass es so bitter kommen würde und 2021 genauso schlimm ausfiele und der ganze Alptraum von vorn losging, damit hatte zunächst niemand gerechnet, außer die Virologen vielleicht. Viele Paare verschoben ein zweites Mal und auch da sind meine Kolleginnen und ich meist wieder mitgegangen. Die Verluste zogen sich also bis in 2022.
Und, was soll ich sagen: In 2022 konnte ich dann miterleben, wie einige Paare endlich ihren Traum wahrmachen konnten von der Hochzeitsfeier und der freien Trauung!!
Doch viele sagten mir nach 2 Jahren Warten und Bangen letztlich auch komplett ab. Natürlich war in diesen Fällen alles fertig und ich blieb auf meiner Arbeit zum größten Teil sitzen. Weitere Verluste folgten. Termine konnten aufgrund von Kurzfristigkeit oftmals nicht mehr neu besetzt werden. Wieder andere Paare mussten aus ganz anderen Gründen erneut verschieben, weil z.B. die Familienplanung in der Zwischenzeit Vorrang bekommen hatte.
Und so zieht und zieht sich der Rattenschwanz weiter, wirft seine Schatten voraus auf 2023.
Zudem sind die Paare verständlicherweise auch vorsichtiger geworden, große Feierlichkeiten zu planen bei den immer wieder einsetzenden Hiobsbotschaften und der generellen Lage auf der Welt, den angezogenen Preisen überall und der weiterhin unsicheren Corona-Lage. All das bekommen wir nach wie vor zu spüren in der Hochzeitsbranche und wirklich fest im Sattel fühlt sich noch keiner wieder so richtig.
Das gibt’s wohl bei jedem Job. Auch wenn eine freie Traurednerin und Hochzeitssängerin zu sein ein echter Traumjob für mich ist! Aber Steuern machen und Buchhaltung, das macht mir echt keinen Spaß ;-). Ich bin eher Künstlerin als Zahlenmensch.
Allerdings gibt es auch eine Sache, auf die ich im Job gern verzichten würde, wogegen aber wirklich kein Kraut gewachsen ist: Das ist das Bangen um gutes Wetter!!!
Ich könnte wirklich gut auf die grauen Haare verzichten, die mir und auch den Paaren deshalb schon gewachsen sind. Gerade, wenn es so unstetes Wetter ist oder im Sommer ein Gewitter aufzieht und man sich fragt: „Hält es jetzt noch diese Stunde oder nicht mehr?“ Das sind Situationen, in denen ich mir das berühmte Loch herbeiwünsche, in dem ich verschwinden möchte. Denn den schwarzen Peter möchte niemand gern ziehen, diejenige sein zu müssen, die die Verantwortung übernimmt, zu sagen: „Es hilft nichts, wir müssen rein!“
Und wenn man dann auch noch diskutieren muss, während man eigentlich schon knöcheltief im Wasser steht, dann wird es so richtig unangenehm. Leider setzt der gesunde Menschenverstand nämlich manchmal aus beim Thema Hochzeit. Obwohl bei klarem Kopf natürlich jede/r weiß, dass Strom und Nässe sich nicht vertragen und wir beim Beharren auf Outdoor-Plänen Leib und Leben riskieren. Deshalb empfehle ich bei jeder Draußenhochzeit immer auch einen adäquaten Plan B!
Ach ja, eine Sache gibt es noch, die ich ebenfalls nicht schätze und das ist das Diskutieren über Preise oder Menschen in unserer Branche, die Preise kaputt machen. Da unser Beruf noch ein sehr junger ist und nicht geschützt oder organisiert ist in Gewerkschaften etc., gibt es keine Luft nach oben oder nach unten.
Das führt leider manches Mal dazu, dass auch Menschen auf den Hochzeitsmarkt drängen, die dies als Zweit- oder Drittjob oder als eine Art bezahltes Hobby betreiben, die aber nicht auf wirtschaftlich sinnvolle Preise oder unternehmerisches Denken angewiesen sind.
So kursieren zum Teil sehr unrealistische Preise und Gagen auf dem Markt und die Kund*innen können natürlich nicht wissen, was dahinter steht. Verständlicherweise sind viele dann verwirrt oder unterstellen fälschlicherweise überzogene Preise, da sie ein derart großes Gefälle beobachten.
Das passiert zwar sehr selten, aber ja, auch das habe ich schon einige wenige Male getan. Denn genauso, wie ich den Brautpaaren empfehle, beim Kennenlernen auf ihr Bauchgefühl zu hören, so tue ich dies selbstverständlich auch. Die Zusammenarbeit zwischen einem Paar und mir ist eine sehr intensive und auch intime. Wir brauchen so etwas wie ein freundschaftlich vertrautes Verhältnis und trotzdem eine professionelle Basis. Erst, wenn die Menschen mir gegenüber das Vertrauen haben, mir wirklich ihr Herz auszuschütten und über Privates mit mir zu sprechen zu können, dann bin ich die Richtige für sie.
Und erst, wenn ich das Gefühl habe, mich zu diesen zwei Menschen hingezogen zu fühlen, wenn ich spüre, dass ich sie in ihrer ganzen Art und in ihrem Denken verstehen und nachvollziehen kann, wenn diese Einstellung zu Liebe, Partnerschaft und dem Leben mit meiner so weit übereinstimmt, dass ich diese vorbehaltlos wertschätzen kann, dann ist das Paar das Richtige für mich.
Es wäre sonst grob fahrlässig, zumindest sehe ich meine Arbeit als eine so verantwortungsvolle, wenn nicht auch ich mich prüfe, ob ich mich zumindest auf ein Jahr binden möchte. Auch ich muss „ja“ sagen können zu dem Schritt, den dieses Paar mit mir gehen möchte, dem Schritt in die Ehe. Mein Wort hat zwar keine rechtliche Bewandtnis aber eine emotionale und ethische. Dessen bin ich mir bewusst und wenn ich einmal das Gefühl haben sollte, dass es nicht passt oder ich nicht guten Gewissens „ja“ zu meiner Aufgabe sagen kann, dann bin ich so mutig und sage „nein“.
Dies ist kein Job, wo es einfach nur um Geld geht, sondern um Verantwortung und Berufung. So sehe ich das und danach handele ich auch – ehrlich zu meinem Gegenüber und mir selbst.
Zum Glück kennt man sich, ja. Es gibt viele Netzwerktreffen im Hochzeitsbereich und so habe ich über die Zeit einige liebe Kolleginnen kennen gelernt, an Stammtischen und Zusammenkünften teilgenommen. Daraus hat sich in meinem Falle ein sehr exklusives Netzwerk aus einigen Rednerinnen entwickelt, welchem ich angehöre und wir haben uns im Speziellen der Kollegialität und der Kollaboration verschrieben.
Auch einige wertvolle Freundschaften habe ich seitdem gewonnen. Das ist schon etwas Besonderes! Denn natürlich schwingt gerade unter Künstler*innen und insb. unter Sänger*innen oft viel Konkurrenz mit. Es wird einem früh beigebracht, dass nicht für jede im Business Platz ist und besonders unter Frauen kursiert immer noch die Ansicht „es kann nur die Eine (Quoten-Frau) geben“. Ich bin daher sehr dankbar, Kolleginnen gefunden zu haben, mit denen wir diesem Gedanken bewusst entgegen wirken wollen.
Das funktioniert in diesem Falle sehr gut und ich selbst gehe mit der Einstellung durchs Leben: Es passt auf jeden Topf ein Deckel und die Richtigen werden sich finden. Daher möchte ich nicht an Konkurrenz glauben, sondern lieber an Kollaboration.
Habt ihr selbst ein paar Fragen oder plant vielleicht eure Hochzeit und freie Trauung in Hamburg oder sonst irgendwo in Norddeutschland?
Dann nehmt gern Kontakt mit mir auf! Ich freue mich darauf, euch kennenzulernen.
Eure Birte 🙂